Absorptive Capacity and Post-Acquisition Inventor Productivity
ZEW Discussion Paper Nr. 10-066 // 2010In Folge von technologisch-motivierten Unternehmensübernahmen wird häufig ein Rückgang der Innovationstätigkeit innerhalb des fusionierten Unternehmens beobachtet. Eine der Ursachen hierfür ist, dass sich die Aufmerksamkeit des Managements in Übernahmezeiten gänzlich auf den Unternehmenszusammenschluss konzertiert. Entscheidungen in Innovationsangelegenheiten müssen oftmals zurückstehen, selbst im technologischen Kernbereich der Firma. Die negativen Auswirkungen von Fusionen auf die Innovationsaktivität im fusionierten Unternehmen sind umso stärker, je weniger die Unternehmensübernahme ex-ante geplant wurde oder je ausgeprägter die verschiedenen unternehmerischen Kulturen sind, die aufeinandertreffen. Eine unmittelbare Implikation hiervon ist eine geringe Produktivität der bei der Fusion übernommen Erfinder in den unmittelbaren Folgejahren. Aus diesem Grund ist es von unternehmerischem Interesse, Faktoren zu identifizieren, welche die Integration von Erfindern nach Unternehmensübernahmen erleichtern und die Nutzung von deren Wissen innerhalb der fusionierten Firma unterstützen. Eine niedrige Produktivität der übernommenen Erfinder signalisiert Barrieren, die der Nutzung des akquirierten Wissens entgegenstehen. Die vorliegende Studie untersucht, ob die Absorptionsfähigkeit ("absorptive capacity") des übernehmenden Unternehmens dazu beiträgt, die Produktivität der akquirierten Erfinder in den Jahren unmittelbar nach der Fusion zu erhöhen. Absorptionsfähigkeit - definiert als die Fähigkeit der Unternehmung, neues, externes Wissen zu erkennen, zu bewerten, zu nutzen, bis hin zum kommerziellen Erfolg -sollte es akquirierenden Unternehmen erleichtern, das von den neuen Erfindern eingebrachte Wissen zu evaluieren. Ein Unternehmen mit signifikanter Absorptionsfähigkeit sollte weiterhin besser in der Lage sein, das neueingebrachte Wissen zu nutzen, da solch ein Unternehmen per Definition bereits über die nötige, flexible Infrastrukture zur Adaption von externem Wissen verfügt. Dies sollte sich in der Produktivität der akquirierten Erfinder zeigen. Diese Studie untersucht empirisch, wie sich die Absorptionsfähigkeit des akquirierenden Unternehmens auf die Produktivität der akquirierten Erfinder auswirkt. Die Analyse bezieht sich auf eine Stichprobe von 544 Erfindern, die für Unternehmen aktiv waren, die in den Jahren 2000/2001 Ziel einer Übernahme waren. Die Ergebnisse, die anhand eines Selektionsmodels dafür kontrollieren, dass Erfinder nach einer Fusion den Arbeitgeber wechseln können, zeigen, dass die Produktivität der übernommenen Erfinder, gemessen in Patentanmeldungen, innerhalb von akquirierenden Unternehmen mit signifikanter Absorptionsfähigkeit höher ist als in anderen Unternehmen. Schlussfolgernd, kann gesagt werden, dass Unternehmen mit signifikanter Absorptionsfähigkeit weniger Maßnahmen ergreifen müssen, um einen gegebenen Produktivitätslevel der akquirierten Erfinder zu erreichen, da solche Firmen bereits über effektive Kommunikations- und Integrationsmechanismen zur Integration und Nutzung von externem Wissen verfügen.
Hussinger, Katrin (2010), Absorptive Capacity and Post-Acquisition Inventor Productivity, ZEW Discussion Paper Nr. 10-066, Mannheim, erschienen in: Journal of Technology Transfer.