Asymmetries and Interdependencies in Time use Between Italian Parents
ZEW Discussion Paper Nr. 11-005 // 2011In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einstellung von Eltern zu der Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen, gewandelt. Dieser Wandel wird an einer veränderten Qualität der Zeitverwendung erkennbar. Gemeinsam verbrachte Zeit wird mehr und mehr mit anspruchsvollen Aktivitäten gefüllt, die die Entwicklung der Kinder voranbringen sollen. Dagegen werden Zeiten, in denen Kinder von ihren Eltern lediglich beaufsichtigt werden, seltener. Dieser Aufsatz geht der Frage nach, inwiefern ein geändertes Erwerbsverhalten der Eltern für die skizzierte Entwicklung verantwortlich ist. Bislang konzentriert sich die Forschung zur Zeitverwendung von Eltern darauf, wie Mütter ihr Zeitbudget zwischen Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung aufteilen. Es fehlt die Qualitätsdimension der den Kindern gewidmeten Zeit. In diese Lücke stößt die vorliegende Arbeit, indem sie zusätzlich zwischen einfacher Beaufsichtigung und anspruchsvollen Betreuungsaktivitäten unterscheidet. Eine Hypothese ist, dass Eltern, wenn das Zeitbudget durch Erwerbsarbeit knapper wird, reine Beaufsichtigung – etwa an Babysitter – eher auslagern als anspruchsvollere gemeinsame Aktivitäten. Weiterhin beleuchten wir den Koordinationsprozess zwischen den Eltern. Wie viel und welche Betreuungsaufgaben übernehmen die Väter, wenn Mütter einer Erwerbsarbeit nachgehen? Die Analyse beruht auf zwei Wellen von Zeitverwendungsdaten aus Italien aus den Jahren 1988 und 2002. Erfasst werden damit die Veränderungen der Zeitverwendung in einem Zeitfenster, in dem die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen spürbar gestiegen und die Geburtenrate absolut gefallen ist. Mit einem simultanen, sequenziellen Gleichungsmodell erfassen wir sowohl die Beziehungen zwischen den verschiedenen Zeitverwendungsmöglichkeiten von Müttern und Vätern als auch die Abhängigkeiten zwischen den Zeitverwendungsentscheidungen beider Elternteile. Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass traditionelle Rollenmuster in Italien nach wie vor prägend sind. Es ist nach wie vor sehr viel häufiger, dass Frauen ihre Zeitverwendung an die Familienverhältnisse, insbesondere die Anzahl und das Alter der Kinder, anpassen als Männer. Hierdurch rücken sie in die Rolle der Zweitverdiener. Andererseits lässt sich anhand der neueren Daten feststellen, dass Väter zunehmend Betreuungsaufgaben übernehmen, wenn ihre Frauen erwerbsbedingt weniger Zeit zur Verfügung haben. Hier scheint ein Rollenwandel auf. Schließlich bestätigen die Ergebnisse die Erwartung, dass sowohl Mütter als auch Väter auf Qualitätszeit mit ihren Kindern zunehmend Wert legen. Dies ist bildungspolitisch bedeutsam, denn anspruchsvolle gemeinsame Aktivitäten können zur Kindesentwicklung langfristig viel beitragen.
Mancini, Anna Laura und Silvia Pasqua (2011), Asymmetries and Interdependencies in Time use Between Italian Parents, ZEW Discussion Paper Nr. 11-005, Mannheim.