Can a Task-Based Approach Explain the Recent Changes in the German Wage Structure?
ZEW Discussion Paper Nr. 08-132 // 2008Obwohl die Lohnungleichheit in Westdeutschland im oberen Bereich der Verteilung seit den 80er Jahren anstieg, kann erst etwa 10 Jahre später ab Mitte der 90er Jahre ein Anstieg der Lohnungleichheit im unteren Bereich der Lohnverteilung beobachtet werden. In der vorliegenden Arbeit untersuchen wir f¨ur vollzeiterwerbstätige Männer die Veränderungen der Lohnstruktur in Westdeutschland zwischen 1999 und 2006 und stellen einen beachtlichen Anstieg der Lohndispersion in diesem Zeitraum fest. Der Abstand zwischen dem 80. und 20. Perzentil der logarithmierten Löhne vergrößert sich um 8 log-Prozentpunkte während dieses Zeitraums. Im oberen und im unteren Bereich der Lohnverteilung nimmt die Lohnungleichheit im selben Umfang zu. Eine in der Literatur verbreitete Erklärung für die Veränderungen der Lohnstruktur in den USA und in Großbritannien ist der qualifikationsverzerrte technische Fortschritt ("Skill-Biased Technical Change", SBTC), welcher eine steigende Nachfrage von hochqualifizierten Arbeitskräften unterstellt (vgl. Katz und Autor, 1999). Der Anstieg der Nachfrage fällt höher aus als der parallel verlaufende Anstieg des Angebots an hochqualifizierten Arbeitskräften. In Deutschland lassen sich die Entwicklungen in den 1980er Jahren im Einklang mit der SBTC Theorie erkl¨aren (Fitzenberger, 1999) – vorausgesetzt man unterstellt, dass eine steigende Lohnungleichheit im unteren Teil der Lohnverteilung durch Arbeitsmarktinstitutionen wie Gewerkschaften und implizit eingeführte Mindestlöhne durch den Wohlfahrtsstaat verhindert wird. Diese Arbeit führt eine empirische Analyse auf Basis des von Autor et al. (2003)eingeführten und für Deutschland von Spitz-Oener (2006) implementierten "Task-Based Approach" durch. Autor et al. (2003) operationalisieren den Transmissionsmechanismus, mit dem Technologie in Form der von den Arbeitskräften ausgeführten Tätigkeiten den Arbeitsmarkt verändert. Dieser "Task-Based Approach" legt dar, wie die veränderte Technologie zu einer Substitution von Routine-Tätigkeiten durch Computer und Maschinen führt. Demzufolge steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften, die Nicht-Routine-Tätigkeiten ausüben. Autor et al. (2003) analysieren berufsbezogene Daten für die USA und kommen zu dem Schluss, dass die Anzahl der auf Routine-Tätigkeiten basierenden Arbeitsplätze beträchtlich zurückgegangen ist. Spitz-Oener (2006) stellt für Deutschland ähnliche Veränderungen der Tätigkeiten wie in den USA fest. Sie verwendet die vier Wellen der Daten der Erhebung "Qualifikation und Berufsverlauf", die zwischen 1979 und 1999 erhoben wurden und die explizite Informationen zu den am Arbeitsplatz ausgeführten Tätigkeiten enthalten. Im Jahr 2006 wurde mit der Erwerbst¨atigenbefragung eine ähnliche Studie mit vergleichbaren Angaben zu den Tätigkeiten erhoben. Die vorliegende Arbeit ist die erste Untersuchung welche die Wellen von 1999 und 2006 gemeinsam verwendet und zugleich die erste Studie, die die neuesten Veränderungen der Lohnungleichheit für vollzeiterwerbstätige Männer in Deutschland mit dem "Task-Based Approach" analysiert. Die hohe Stabilität der Lohnstruktur in Deutschland im unteren Bereich der Verteilung bis Mitte der 90er Jahre ist gerade aufgrund der durch den "Task-Based Approach" festgestellten veränderten Aufteilung der Bildungsgruppen sowie den Wandel innerhalb der Berufe schwer zu erklären. Deshalb ist es lohnenswert zu untersuchen, ob der "Task-Based Approach" den jüngst zu beobachtenden starken Anstieg der Lohnungleichheit erkl¨aren kann. Zusätzlich zu den Tätigkeits-Kategorien, welche Spitz-Oener (2006) verwendet, implementieren wir zwei Variablen zur Messung von Job-Komplexität. Es liegt nahe, dass ein Wandel von Routine- hin zu Nicht-Routine-Tätigkeiten zu einem Anstieg der Job-Komplexität führt, da Arbeitskräfte in ihrem Job zunehmend verschiedene Tätigkeiten simultan ausführen, sowie notwendigerweise flexibel auf wechselnde Anforderungen reagieren müssen. Weiterhin schlagen wir eine Operationalisierung der fünf Tätigkeits-Kategorien vor, welche eine von unseren zwei Job-Komplexitäts-Maßen differenzierte Betrachtung der Effekte des Lohns auf die Tätigkeits-Kategorien zulässt und sich somit von der Messung von Spitz-Oener (2006) unterscheidet. Des Weiteren führen wir eine Blinder-Oaxaca Dekomposition der Veränderungen der gesamten Lohnstruktur zwischen 1999 und 2006 durch und trennen die Einflüsse der persönlichen Charakteristika von denen der Tätigkeiten bzw. des Aufgabengebiets. Die Ergebnisse der Dekomposition zeigen, dass die Veränderungen der persönlichen Charakteristika einen Teil der ansteigenden Lohnungleichheit erklären können, während die Veränderung der Tätigkeiten die Lohnungleichhheit stark reduziert. Der Koeffizienten-Effekt der persönlichen Charakteristika verstärkt die Zunahme der Lohnungleichheit im oberen Bereich der Lohnverteilung. Der Einfluss des Koeffizienten-Effekts der Tätigkeiten weist einen umgekehrt U-förmigen Verlauf auf. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass ein "Task-Based Approach" den gegenwärtigen Anstieg der Lohnungleichheit der m¨annlichen Erwerbstätigen in Deutschland nicht erklären kann. Nur im unteren Bereich der Lohnverteilung liefert die Veränderung der Tätigkeits-Koeffizienten einen Erklärungsbeitrag hinsichtlich der zunehmenden Lohnungleichheit. Demzufolge fielen die Löhne für die im unteren Bereich der Lohnverteilung nachgefragten Tätigkeiten unverhältnismäßig stark. Letzteres kann im Licht der Polarisationshypothese infolge eines geringen Komplementaritäts-Grades zwischen niedrig- und höherbezahlten Jobs erklärt werden (Autor and Dorn, 2008). Letztendlich legen unsere Ergebnisse nahe, den Wandel der Institutionen, wie den Rückgang des gewerkschaftlichen Organisationsgrades (siehe Dustmann et al., 2007) und die Arbeitsmarktreformen, als mögliche Ursache für die steigende Lohnungleichheit zu untersuchen.
Antonczyk, Dirk, Bernd Fitzenberger und Ute Leuschner (2008), Can a Task-Based Approach Explain the Recent Changes in the German Wage Structure?, ZEW Discussion Paper Nr. 08-132, Mannheim.