Die externen Luftverschmutzungskosten des motorisierten Individualverkehrs in Deutschland - ein regionaler Vergleich
ZEW Discussion Paper Nr. 00-57 // 2000Im vorliegenden Diskussions-Papier werden die externen Luftverschmutzungskosten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) für verschiedene Technologien, Fahrsituationen und alle Regionen in Deutschland berechnet. Dabei ist das Ziel der Untersuchung, die Notwendigkeit einer fahrtortsbezogenen Betrachtung aufzuzeigen, da im regionalen Vergleich die durch den Verkehr generierte Luftverschmutzung und die daraus resultierenden externen Kosten stark unterschiedlich sind. Betrachtet werden vornehmlich die klassischen Schadstoffe - Stickoxide und Partikel, deren lokale und weiträumige Ausbreitung, die Bildung von Sekundärschadstoffen sowie die Auswirkungen der Schadstoffe auf Gebäude, Pflanzen und die menschliche Gesundheit. Bei der Berechnung der marginalen externen Luftverschmutzungskosten kommt der sogenannte Wirkungspfadansatz zur Anwendung. Die Emissionen des MIV werden mit dem Computer-Programm "Handbuch für Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs" für 1995 berechnet, während die weiträumige Ausbreitungsrechnung, die Ursache-Wirkungs-Beziehungen und die monetäre Bewertung der Schäden anhand des Modells "EcoSense" vorgenommen wird. Als wichtigstes Ergebnis ergeben sich regionale Differenzen der externen Luftverschmutzungskosten von bis zu einem Faktor 3,5 innerhalb Deutschlands. Fährt beispielsweise ein Pkw ohne Katalysator auf einer Autobahn mit durchschnittlich 130km/h in Norddeutschland bei Flensburg so ergeben sich rund 20 mECU (Milli-ECU, knapp 4 Pfennig) pro Kilometer, während die gleiche Fahrt in Südwestdeutschland bei Freiburg externe Luftverschmutzungskosten von rund 70 mECU (13 Pfennig) generiert. Die wichtigsten Faktoren für diese hohen regionalen Unterschiede sind der vorherrschende Südwestwind in Deutschland, der für die Ausbreitung der Schadstoffe in Richtung Nordosten zuständig ist und die stark unterschiedliche Bevölkerungsdichte in der Fläche über Deutschland und weite Teile Europas. Die Untersuchung wird abgerundet durch die Abschätzung der Emissionsentwicklung des MIV in Deutschland bis 2010 und einer kurzen Diskussion der möglichen Internalisierungsstrategien. Dabei wird insbesondere ein elektronisches Road Pricing System diskutiert, da dieses verkehrspolitische Instrument in Bezug auf die Gebührengestaltung das höchste Maß an Flexibilität aufweist. Aufgrund der erzielten Ergebnisse ergibt sich in jedem Fall die Notwendigkeit der Implementierung eines nutzungsabhängigen, fahrzeugspezifischen und örtlich differenzierenden Preissystems. Ziel muss es sein, jedem einzelnen Verkehrsteilnehmer den richtigen ökonomischen Anreiz zu geben und damit einen ersten wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Mobilität zu gehen.
Weinreich, Sigurd (2000), Die externen Luftverschmutzungskosten des motorisierten Individualverkehrs in Deutschland - ein regionaler Vergleich, ZEW Discussion Paper Nr. 00-57, Mannheim.