Entry and Competition in Freight Transport: The Case of a Prospective Transalpine Rail Link Between France and Italy
ZEW Discussion Paper Nr. 10-010 // 2010Schon lange stellen die Alpen europäische Transportplaner vor große Herausforderungen. Dieses Nadelöhr zu überkommen ist nur über umständliche Alpenpässe möglich, oder durch Strassen- und Eisenbahntunnels, die teuer zu betreiben und nur anhand sehr grosser Investitionen zu bauen sind. Von besonderer Relevanz ist hierbei die Sensibilität des Alpenraums und die damit einhergehenden hohen externen Kosten für die Alpenländer und ihre Bewohner. Im Mittelpunkt vieler Diskussionen steht seit geraumer Zeit die Förderung des Wechsels des Gütertransitverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Eine politische Maßnahme hierfür ist die Schaffung neuer Transportalternativen im Schienenverkehr. In diesem Papier untersuchen wir die zu erwartenden Auswirkungen des Neubaus eines transalpinen Eisenbahntunnels zwischen Lyon und Turin auf i) die Marktanteile der existierenden und der neuen Alpendurchquerungen und ii) die Konsumentenrente, das heißt die monetäre Nutzenveränderung für Unternehmen, die ihre Güter über die Alpen schicken. Das geplante Infrastrukturprojekt besteht aus einem 53km langen Eisenbahntunnel, der eine neue Transportmöglichkeit über die Alpen eröffnen und dabei die Strasse entlasten soll. Wir kalibrieren ein partielles Gleichgewichtsmodell, in dem versendende Unternehmen einen Transportmodus und eine Strecke wählen, um ihre Güter von einem Ausgangs- zu einem Zielpunkt zu transportieren. Spediteure setzen strategisch die Preise für ihre jeweiligen differenzierten Transportdienstleistungen. Wir leiten das Marktgleichgewicht her und simulieren anhand dessen den Eintritt eines Produktes von höherer Qualität und testen seine Wettbewerbsfähigkeit. Wir zeigen, dass die zukünftige Strecke auf regionalen Distanzen (zum Beispiel Lyon - Turin: 315km) wettbewerbsfähig und wohlfahrtssteigernd ist, auf längeren Distanzen im Nord-Süd-Korridor (zum Beispiel Paris - Mailand: 850km) seine Wettbewerbsvorteile verliert und im West-Ost-Korridor (zum Beispiel Madrid - Mailand: 1575km) zum Wechsel von der Strasse auf die Schiene führt. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie ist der Neubau einer qualitativ hochwertigen Transportinfrastruktur nur eine Maßnahme aus vielen möglichen, um einen globalen Wechsel von der Strasse auf die Schiene zu erreichen. Für den französisch-italienischen Alpenkorridor könnten direktere und entschiedenere Maßnahmen - wie zum Beispiel die Schwerverkehrsabgabe in der Schweiz, die direkt in Investitionen für Schienenverkehrsträger fliesst - einen fruchtbareren Weg zur Erreichung des politischen Ziels eines verstärkten Wechsels von der Schiene auf die Strasse darstellen.
Prady, Delphine und Hannes Ullrich (2010), Entry and Competition in Freight Transport: The Case of a Prospective Transalpine Rail Link Between France and Italy, ZEW Discussion Paper Nr. 10-010, Mannheim.