Fiscal Policy and Growth with Complementarities and Constraints on Government
ZEW Discussion Paper Nr. 11-018 // 2011Regierungen unterliegen Rahmenbedingungen, die ihre fiskalpolitischen Handlungsmöglichkeiten erheblich einschränken können. Diese Studie berücksichtigt solche Rahmenbedingungen, die auf verschiedenen Ebenen liegen. Regierungen verfügen nur über unvollständige Informationen. Das gilt gleichermaßen für die von den Unternehmen verwandte Produktionstechnologie wie für die Präferenzen der privaten Haushalte, beides wichtige Parameter für die optimale Höhe und Zusammensetzung von Staatsausgaben. Zudem ist der Spielraum für fiskalpolitische Reformen begrenzt. So sind große Ausgabenblöcke wie z.B. im Sozialbereich gesetzlich festgelegt und lassen sich nur bedingt ändern, und die Höhe von Zinszahlungen hängt von den in der Vergangenheit akkumulierten Schulden ab. Politische Restriktionen können sich zudem aus administrativen Kapazitätsengpässen der Regierung oder dem Mangel an politischem Kapital, das für Reformen benötigt wird, ergeben. Beides zusammen führt zu budgetärer Starrheit. Die Studie bestimmt die optimale Höhe und die optimale Zusammensetzung von Staatsausgaben unter diesen Rahmenbedingungen. Unsere Untersuchung basiert auf einem endogenen Wachstumsmodell, wonach Fiskalpolitik die langfristige Wachstumsrate der Volkswirtschaft beeinflusst. Bisherige Arbeiten, die solche Modelle benutzen, ignorieren zumeist diese Restriktionen und unterstellen, dass private und öffentliche Inputs für private Produktion Substitute sind. Die Resultate der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen. Erstens zeigen wir, dass die optimale Höhe und Zusammensetzung der Staatsausgaben interdependent sind. Die optimale Höhe staatlicher Ausgaben steigt, wenn die Zusammensetzung suboptimal ist, und der optimale Anteil von öffentlichen Investitionen im Gesamtbudget sinkt, wenn die Summe der Staatsausgaben aufgrund budgetärer Starrheit nicht dem optimalen Niveau entspricht. Das macht die weitverbreitete Annahme fraglich, wonach öffentliche Investitionen die wichtigste Ausgabenkategorie für langfristiges Wachstum sind. Zweitens zeigen wir, dass unvollständige Information von der Regierung mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Beschränkung bei Komplementarität darstellt. Die Anzahl der Parameter, die die optimale Fiskalpolitik bestimmen, ist signifikant höher als in dem Fall, wenn öffentliche und private Inputs Substitute sind. Unsere Analyse zeigt außerdem, dass einige Modellparameter, von denen bisher allgemein angenommen wird, dass sie in einigen Fällen keine Rolle für die optimale Fiskalpolitik spielen, doch von den Regierungen berücksichtigt werden müssen. Diese Ergebnisse demonstrieren, dass die Bestimmung optimaler Fiskalpolitik unter dem Ziel der Wachstumsmaximierung komplex ist, insbesondere, da oftmals keine robusten Schätzungen der Modellparameter vorliegen. Die Ergebnisse unterscheiden sich außerdem vom ‐ unrealistischen ‐ Fall, wenn Inputs Substitute sind. Drittens analysieren wir fiskalpolitische Reformen bei unvollständiger Information der Regierung und bei budgetärer Starrheit, die impliziert, dass der Ausgangspunkt für Reformen die bestehende Fiskalpolitik ist, so dass Pfadabhängigkeit vorliegt. In dieser Situation ist sowohl die optimale Höhe als auch die optimale Richtung von Änderungen fiskalpolitischer Parameter unbekannt. Die Studie zeigt, dass in diesem Fall die Regierung vor allem Informationen zu der optimalen Richtung von Parameteränderungen benötigt. Wir heben zudem die Wichtigkeit von besseren Informationen der Regierung hervor indem wir zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass fiskalpolitische Reformen zu niedrigerem Wachstum führen, über 50 v.H. liegt.
Misch, Florian, Norman Gemmell und Richard Kneller (2011), Fiscal Policy and Growth with Complementarities and Constraints on Government, ZEW Discussion Paper Nr. 11-018, Mannheim.