Fishing for Complementarities: Competitive Research Funding and Research Productivity
ZEW Discussion Paper Nr. 13-113 // 2013In Europa, wo Universitäten traditionell in erster Linie durch Grundmittel ihren Finanzierungsbedarf decken, hat die Forschungsfinanzierung durch wettbewerblich eingeworbene Mittel stark an Bedeutung gewonnen (Stephan, 2012). Bedingt durch schrumpfende oder stagnierende öffentliche Forschungsbudgets, sind Forscher zunehmend darauf angewiesen Forschungsgelder anderweitig einzuwerben, auch von privaten Sponsoren. Dies führte zu einer Zunahme der Finanzierung öffentlicher Forschung durch den privaten Sektor in den meisten OECD-Ländern (OECD, 2010). Forschungsfinanzierung aus mehreren Quellen als Ergänzung zur institutionellen Grundfinanzierung ermöglicht ressourcenintensive Forschung einerseits, aber schafft andererseits die Herausforderung, Forschungsaktivitäten und Ressourcen einzelnen Projekten zuzuweisen. Im Hinblick auf mögliche negativen Auswirkungen industrieller Sponsoren auf die wissenschaftlichen Publikationen einzelner Wissenschaftler (Hottenrott und Thorwarth 2011; Czarnitzki et al 2011; Banal-Estañol et al, 2013), ist es daher von besonderem Interesse, ob privat finanzierte Forschung die positive Wirkung öffentlicher, projektbasierter Forschungsförderung verstärkt oder eher verdrängt.
Daher ist es bei der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Forschungsförderung und Forschungsproduktivität wichtig zu bedenken, dass Produktivitätseffekte privater Drittmittel nicht ausgewertet werden können ohne ihre Aus- und Wechselwirkung auf Produktivitätseffekte anderer Finanzierungsquellen zu berücksichtigen. Der gemeinsame Produktivitätseffekt kann positiv sein, wenn industriell und öffentlich geförderte Forschung komplementär ist. Ein negativer Effekt darauf hindeuten könnte, dass Wissenschaftler keine Synergien aus unterschiedlich finanzierten Projekten realisieren können und möglicherweise einem Konflikt in der Zuteilung von Zeit und Forschungsanstrengungen für verschiedene Sponsoren ausgesetzt sind und. Die vorliegende Studie hat daher zum Ziel, diese Lücke in der Literatur durch die Untersuchung der gemeinsamen Effekte der Drittmittel von öffentlichen und privaten Sponsoren auf die Forschungsproduktivität an Hand einer Stichprobe von 809 Ingenieurswissenschaftlern an 15 verschiedenen Universitäten in Großbritannien zu füllen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Drittmittel aus der Wirtschaft den Anstieg der Publikationen (und Zitationen), der auf öffentliche Mittel zurückzuführen ist verringert. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die untersuchten Wissenschaftler bereits unter Ausschöpfung ihrer Kapazität arbeiten und eine Erhöhung der Forschungsgelder nicht in eine vergleichbare Steigerung der Forschungsproduktivität mündet, wenn mehrere Sponsoren beteiligt sind. Wir beobachten diesen negativen Interaktionseffekt für Co-Sponsoring von britischen Geldgebern (Research Councils und Stiftungen) jedoch nicht für EU-Zuschüsse. Gleichzeitig ist es wichtig zu beachten, dass industrielle Drittmittel dennoch nicht vollständig die positive Wirkung öffentlicher Finanzierung gefährden. Darüber hinaus zeigt sich, dass erhebliche Steigerungen der Publikationsrate nur für zusätzliche Mittel von britischen Research Councils und Stiftungen zu verzeichnen sind, während EU-Mittel nicht die Publikationsrate erhöhen. Die gewonnenen Erkenntnisse leisten einen Beitrag zur Debatte über private und öffentliche Forschungsfinanzierung und ihre Rolle für die Generierung und Verbreitung wissenschaftliche Forschung. Die Studie verdeutlicht, dass die Bereitstellung öffentlicher Mittel zur Forschungsfinanzierung nötig ist, um die Qualität der universitären Forschung zu gewährleisten.
Hottenrott, Hanna und Cornelia Lawson (2013), Fishing for Complementarities: Competitive Research Funding and Research Productivity, ZEW Discussion Paper Nr. 13-113, Mannheim, erschienen in: International Journal of Industrial Organization.