Gender Differences in Business Success of German Start-up Firms
ZEW Discussion Paper Nr. 11-019 // 2011Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Unternehmen, die von Frauen gegründet werden, hinsichtlich einer Reihe von Erfolgsindikatoren schlechter abschneiden als von Männern gegründete Unternehmen. Die Performancelücke könnte auf geschlechtsspezifische Unterschiede in den persönlichen und unternehmensbezogenen Merkmalen, die Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben, zurückzuführen sein. Bisherige Studien konnten die schlechtere Performance der Unternehmen von Frauen dadurch jedoch nicht vollständig erklären. Es gibt zwei theoretische Ansätze zur Erklärung der Performancelücke. Der erste Ansatz basiert auf dem liberalen Feminismus und besagt, dass Frauen einen schlechteren Zugang zu Ressourcen wie Bildung, Berufserfahrung und finanziellen Mitteln haben. Nach dem zweiten Ansatz, der auf dem sozialen Feminismus beruht, haben Frauen andere Einstellungen und Werte als Männer und wählen entsprechend eine andere unternehmerische Herangehensweise. Dieses Papier soll einen Beitrag zum besseren Verständnis des schlechteren Abschneidens der von Frauen gegründeten Unternehmen leisten. Dabei werden Performancemaße verwendet, die das Wachstum, die Größe und die Rentabilität des Unternehmens abbilden. Die Datengrundlage bilden etwa 4.700 deutsche Unternehmen aus dem KfW/ZEWGründungspanel, deren Performance über maximal vier Jahre seit der Gründung beobachtet werden kann. Es wird untersucht, ob und inwieweit der unterschiedliche Unternehmenserfolg der Unternehmensgründungen von Frauen und Männern auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der formalen Bildung, der Berufserfahrung, der Größe des Gründerteams, der Gründungsmotivation und der Branchenwahl zurückgeführt werden kann. Es zeigt sich, dass Gründungen von Frauen bei allen Performancemaßen schlechter abschneiden.Außerdem gibt es signifikante Geschlechtsunterschiede bei vielen beobachteten Merkmalen. Im Vergleich zu männlichen Gründern haben Gründerinnen ein geringeres formales Bildungsniveau, weniger Berufserfahrung, gründen in kleineren Teams, gründen häufiger aus der Not und sind im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor und allgemein in Low-Tech-Branchen überrepräsentiert. Diese Unterschiede können das schlechtere Abschneiden der Gründungen von Frauen zum Teil erklären. Jedoch hängt der Erklärungsbeitrag der einzelnen Merkmalsunterschiede stark vom betrachteten Performancemaß ab. Unsere Ergebnisse liefern weder einen eindeutigen Beweis für den liberalen noch den sozialen feministischen Ansatz. Ersterer wird zwar dadurch gestützt, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Ressourcen (Humankapital, Teampartner) die Performancelücke bei Wachstum und Umsatz zumindest teilweise erklären. Wir zeigen aber auch, dass die Lücke bei der Rentabilität sogar zunimmt, wenn man die Unterschiede bei der Anzahl Teampartner und der unternehmerischen Erfahrung berücksichtigt. Gegen den sozialen feministischen Ansatz, der impliziert, dass Frauen ebenso effiziente Manager sind wie Männer, spricht die geringere Rentabilität der Gründungen von Frauen. Auch finden wir keine Unterschiede im Ausmaß der Gewinnorientierung von Gründerinnen und Gründern. Allerdings sind Gründerinnen offenbar weniger wachstumsorientiert. Leider stehen uns keine Informationen zur Arbeitszeit, die die Gründerinnen und Gründer in ihr Unternehmen investieren, zur Verfügung. Demnach sind wir nicht in der Lage zu testen, inwieweit Gründerinnen durch familiäre Verpflichtungen – z.B. Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen – stärker beansprucht sind als Gründer. Der geringere Erfolg der Unternehmen von Frauen könnte auch auf solche zeitlichen Restriktionen zurückzuführen sein. Ferner fehlen uns Informationen zu Persönlichkeitsmerkmalen wie der Risikoeinstellung und dem Selbstvertrauen, die das unternehmerische Verhalten und letztlich den unternehmerischen Erfolg beeinflussen können.
Gottschalk, Sandra und Michaela Niefert (2011), Gender Differences in Business Success of German Start-up Firms, ZEW Discussion Paper Nr. 11-019, Mannheim, erschienen in: International Journal of Entrepreneurship and Small Business.