Growth and Welfare Maximization in Models of Public Finance and Endogenous Growth

ZEW Discussion Paper Nr. 11-041 // 2011
ZEW Discussion Paper Nr. 11-041 // 2011

Growth and Welfare Maximization in Models of Public Finance and Endogenous Growth

Der Vergleich von langfristig wachstumsmaximierender und wohlfahrtsmaximierender Fiskalpolitik ist ein zentraler Gegenstand von endogenen Wachstumsmodellen, in denen Fiskalpolitik die langfristige Wachstumsrate der Volkswirtschaft beeinflusst. Dieser Vergleich ist ebenfalls wichtig aus einer wirtschaftspolitischen Perspektive: Obwohl die Maximierung von Wohlfahrt normalerweise das Ziel wohlwollender Regierungen ist, kann unvollständige Information hinsichtlich der Präferenzen der Haushalte die Verfolgung einer erstbesten Strategie deutlich erschweren. Die offensichtlich zweitbeste Strategie besteht darin, Wachstum zu maximieren, da Outputänderungen leichter zu messen sind und Wachstum eine zentrale Determinante von Wohlfahrt ist. Allerdings neigen politische Akteure dazu, einen Gegensatz zwischen der Bereitstellung von sozialen öffentlichen Dienstleistungen zur Erhöhung der Wohlfahrt und von produktiven öffentlichen Dienstleistungen zur Erhöhung von Wirtschaftswachstum zu sehen. Dieser wahrgenommene Gegensatz wird entsprechend oft öffentlich debattiert. Diese Studie benutzt endogene Wachstumsmodelle mit öffentlichen Finanzen, um die Zielkonflikte zwischen der Maximierung von Wachstum und Wohlfahrt aus zwei Perspektiven zu evaluieren, wobei die Verteilung von Einkommen allerdings ignoriert wird. In der ersten Perspektive wird der wohlfahrts‐ und wachstumsmaximierende Steuersatz unter unterschiedlichen Modellannahmen verglichen. Ein zentrales Ergebnis dieser Analyse besteht darin, dass mögliche optimale Steuersätze eine erhebliche Bandbreite haben können. Der wachstumsmaximierende Steuersatz kann – abhängig von den Modellannahmen hinsichtlich der Produktionstechnologie und der Effekte öffentlicher Ausgaben – dem wohlfahrtsmaximierenden Steuersatz entsprechen, aber auch darüber oder darunter liegen. In der zweiten Perspektive wird untersucht, ob Wachstums‐ und Wohlfahrtsmaximierung zu unterschiedlichen Outcomes hinsichtlich der Höhe des Wachstums‐ und des Wohlfahrtniveaus führen. Unterschiede bei den Outcomes werden nur selten in der Literatur analysiert, obwohl diese letztendlich das Ausmaß von Zielkonflikten bestimmen. Die Ergebnisse dieser Analyse modifizieren die Schlussfolgerungen, die im ersten Teil des Papiers gezogen werden: Während große Unterschiede zwischen wachstums‐ und wohlfahrtsmaximierenden Steuersätzen bestehen können, sind die Unterschiede zwischen den Wachstumsraten und in einigen Fällen zwischen den Stufen des erreichten Wohlfahrtniveaus unter beiden Politikzielen gering. Wir zeigen, dass diese Schlussfolgerungen für eine große Anzahl von verschiedenen Modellparametern robust sind. Dies impliziert, dass Wachstumsmaximierung eine mögliche zweitbeste Strategie für wohlwollende Regierungen ist. Dies kann dadurch erklärt werden, dass Fiskalpolitik zwischen den Wachstums‐ und Wohlfahrtsmaxima relativ ineffektiv ist. Diese Schlussfolgerungen relativieren ebenfalls einige Ergebnisse von vorherigen Studien, die zeigen, dass Unterschiede zwischen Wachstums‐ und Wohlfahrtsmaximierung bestehen. Eine Implikation dieser Ergebnisse besteht darin, dass in der Praxis die Unterschiede zwischen Wachstums‐ und Wohlfahrtsmaximierung nicht zu sehr betont werden sollten.

Misch, Florian, Norman Gemmell und Richard Kneller (2011), Growth and Welfare Maximization in Models of Public Finance and Endogenous Growth, ZEW Discussion Paper Nr. 11-041, Mannheim.

Autoren/-innen Florian Misch // Norman Gemmell // Richard Kneller