Möglichkeiten und Grenzen der Erstellung regionaler Emittentenstruktur in Deutschland - Das Beispiel Baden-Württemberg
ZEW-Dokumentation Nr. 99-03 // 1999Eine wesentliche Voraussetzung für die Planung und Durchführung umweltpolitischer Maßnahmen ist die Ermittlung zuverlässiger Daten über die Auswirkungen ökonomischer Handlungen auf die Umwelt. Zu diesem Zweck geeignet ist eine Emittentenstruktur, wie sie gemeinsam vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung für die Bundesrepublik Deutschland erstellt wurde. Da die ökologischen, ökonomischen und technischen Strukturen auf regionaler Ebene in der Regel vom Bundesdurchschnitt abweichen, eignet sich dieses Modell jedoch nur eingeschränkt zur Untersuchung von Entwicklungen auf regionaler Ebene. Wie das Beispiel von Baden-Württemberg zeigt, liegen auf Länderebene eine Vielzahl von Statistiken vor, die als Basis für die Ermittlung der durch ökonomische Aktivitäten induzierten Emissionen verwendet werden könnten. Die Statistiken eignen sich jedoch nur eingeschränkt für den Aufbau von regionalen Emittentenstrukturen, da aus Datenschutzgründen viele Angaben nur in aggregierter Form ausgewiesen werden bzw. völlig fehlen. Hinzu kommt noch, dass die einzelnen Statistiken i.d.R. nach unterschiedlichen Kriterien gegliedert sind, so dass eine Verknüpfung der verschiedenen Datenquellen erschwert wird. Baden-Württemberg ist hierbei das einzige Bundesland, für das regelmäßig Input-Output-Tabellen erstellt werden. Da nur durch die Verwendung von Input-Output-Tabellen neben den direkten auch die induzierten Effekte erfasst werden können, ist die Erstellung regionaler Emittentenstrukturen für andere Bundesländer zur Zeit nur äußerst eingeschänkt möglich. Eine auf Input-Output-Tabellen basierende regionale Emittentenstruktur kann grundsätzlich für eine Vielzahl von Fragestellungen eingesetzt werden. So können mit ihrer Hilfe neben den direkt und indirekt durch ökonomische bzw. technische Veränderungen verursachten Effekte auch historische Entwicklungen analysiert und mit Entwicklungen auf Bundesebene verglichen werden. Des weiteren können "Was-wäre-wenn"-Analysen durchgeführt werden. In dieser Studie werden die Einsatzmöglichkeiten einer für Baden-Württemberg erstellten regionalen Emittentenstruktur anhand verschiedener Beispiele verdeutlicht. Im ersten Beispiel werden die Beiträge der einzelnen Emittenten in Baden-Württtemberg mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. Hier zeigt es sich, dass die privaten Haushalte in Baden-Württemberg die größten Kohlendioxidemittenten sind. Im Bundesdurchschnitt rangieren sie dagegen hinter der Elektrizitätswirtschaft auf Rang zwei. In einem weiteren Beispiel werden die Einflüsse von Wirtschaftswachstum, Strukturveränderungen und technischen Weiterentwicklungen auf die Entwicklung von Luftschadstoffen untersucht. Wie die Beispiele zeigen, kann der Rückgang der Emissionen in Baden-Württemberg vorwiegend auf die Veränderungen der technischen Emissionsfaktoren (z. B. durch verbesserte bzw. neue End-of-Pipe-Technologien) und die Reduzierung des spezifischen Energieverbrauchs zurückgeführt werden. Negativ auf die Emissionen hat sich das Wirtschaftswachstum ausgewirkt. Die Veränderungen der Vorleistungen in den einzelnen Produktionsbereichen haben dagegen nur einen geringen Einfluss auf die Emissionen ausgeübt.
Vögele, Stefan und D. Nelissen (1999), Möglichkeiten und Grenzen der Erstellung regionaler Emittentenstruktur in Deutschland - Das Beispiel Baden-Württemberg, ZEW-Dokumentation Nr. 99-03, Mannheim