Multinationals' Profit Response to Tax Differentials: Effect Size and Shifting Channels
ZEW Discussion Paper Nr. 13-045 // 2013Multinationale Unternehmen können unter Ausnutzung bestehenden Rechts ihre Steuerschuld in bestimmten Regionen beeinflussen und auf diese Weise ihre konzernweite Steuerlast reduzieren. Die öffentliche Debatte um die steuerplanerischen Möglichkeiten multinationaler Konzerne wurde insbesondere am Beispiel einiger bekannter US-Unternehmen aus dem Sektor der Informationstechnologie geführt. Indes liefert die einschlägige wissenschaftliche Literatur Erkenntnisse, die über diese anekdotische Evidenz deutlich hinausgehen. Angesichts des aktuellen Forschungsstandes ist die Nutzung steuerplanerischer Gestaltungsmöglichkeiten durch multinationale Unternehmen im Grundsatz unbestritten. Weniger Konsens herrscht allerdings hinsichtlich der Frage, in welchem Ausmaß vorhandene Gestaltungsoptionen tatsächlich Anwendung finden und wie gezielt das internationale Steuersatzgefälle so zur Steuerarbitrage genutzt wird. Ziel dieses Forschungspapiers ist es, den bestehenden Forschungsstand auf zwei Arten zu bereichern. Zum einen wird anhand einer meta-analytischen Auswertung der relevanten Literatur eine Konsensschätzung zum empirischen Zusammenhang zwischen der ausgewiesenen Profitabilität eines Konzernunternehmens und dem anzuwendenden lokalen Steuersatz gefunden werden. Darüber hinaus werden der Literatur Hinweise darauf entnommen werden, welches der möglichen Instrumente der steuerlichen Gestaltung, d.h. steueroptimale Ausrichtung der Finanzierungstruktur oder konzerninterne Transaktionen und Verrechnungspreise, in der Realität bedeutsamer ist. Im Ergebnis findet sich eine steuerliche Semi-Elastizität des ausgewiesenen Ergebnisses vor Steuern von absolut 0,8. Dies bedeutet, dass das ausgewiesene Ergebnis vor Steuern um ca. 0,8% sinkt, wenn das für Steuerarbitrage ausnutzbare Steuersatzgefälle um 1 Prozentpunkt zunimmt. Als wesentlicher Treiber der Reaktion erscheint weniger die steueroptimale Finanzierung grenzüberschreitender Investitionen als vielmehr die steueroptimale Strukturierung von Transaktionen im Unternehmen, z.B. in Form grenzüberschreitender Lizensierungsvereinbarungen zwischen Konzerneinheiten.
Heckemeyer, Jost Henrich und Michael Overesch (2013), Multinationals' Profit Response to Tax Differentials: Effect Size and Shifting Channels, ZEW Discussion Paper Nr. 13-045, Mannheim.