Noncognitive Skills in Economics: Models, Measurement, and Empirical Evidence
ZEW Discussion Paper Nr. 09-076 // 2009Die Erfassung der unbeobachtbaren individuellen Fähigkeiten ist die wesentliche Anforderung in der empirischen Untersuchung humankapitaltheoretisch motivierter Fragestellungen. Hierzu werden seit langem Konzepte aus der Psychologie verwendet, insbesondere zur Messung kognitiver Fähigkeiten wie z.B. dem IQ. Wesentliche Teile individueller Unterschiede bleiben bei einer solchen Approximation aber unerklärt. Der Einbezug von Persönlichkeitsmerkmalen in der jüngeren Forschung hat zu einem erheblichen Erkenntnisgewinn in der Erklärung dieser Unterschiede beigetragen. Entsprechend der Terminologie der Humankapitaltheorie ist in der ökonomischen Literatur der Begri nicht-kognitive Fähigkeiten anstelle der Persönlichkeitsmerkmale gebräuchlich. Der vorliegende Aufsatz gibt einen Überblick über die stark gewachsene, relevante Literatur, die sich der Untersuchung nicht-kognitiver Fähigkeiten in ökonomischen Problemzusammenhängen widmet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Messung und Erfassung dieser Fähigkeiten, der theoretischen Erklärung des Entwicklungsprozesses über den Lebenszyklus und der verfügbaren empirischen Evidenz. Die Validität der jeweiligen psychometrischen Konzepte ist jedoch nicht abschließend geklärt. Die Mehrzahl der Maße ist durch Messfehler, Rückwärtskausalität oder latente Einflüsse anderer Faktoren verzerrt. Zum besseren Verständnis der Humankapitalentwicklung wird auf ein erweitertes theoretisches Modell Bezug genommen, das explizit kognitive und nicht-kognitive Fähigkeiten berücksichtigt, und die wichtigsten Erkenntnisse werden diskutiert. Aufbauend auf diesen Grundlagen wird anschließend die empirische Literatur anhand der zugrunde liegenden Forschungsfragen klassi ziert und die zentralen Resultate werden zusammengefasst. Als zentrale Ergebnisse aus dieser Übersicht lassen sich die folgenden identi zieren: Frühkindliche Investitionen sind die entscheidenden Inputs in die Fähigkeitsentwicklung, sie sollten aber durch spätere Investitionen ergänzt werden. Wichtige Konsequenz hieraus ist, dass Vernachlässigungen in diesem Alter im Nachhinein nur schwer zu kompensieren sind, da Bildungsinvestitionen einem abnehmenden Grenzertrag unterliegen. Darüber hinaus kann die Tatsache, dass nicht-kognitive Fähigkeiten einen weitaus nachhaltigeren Ein uss auf viele Größen im Lebensverlauf haben als bislang angenommen, als fundamental und essenziell beurteilt werden. Zu den beeinflussten Größen zählen neben Schulabschluss und Verdienst auch soziale Ergebnisse und die Gesundheit.
Thiel, Hendrik und Stephan Lothar Thomsen (2009), Noncognitive Skills in Economics: Models, Measurement, and Empirical Evidence, ZEW Discussion Paper Nr. 09-076, Mannheim.