Using Surveys of Business Perceptions as a Guide to Growth-Enhancing Fiscal Reforms
ZEW Discussion Paper Nr. 13-012 // 2013Politikempfehlungen zur Förderung von Wirtschaftswachstum basieren idealerweise auf theoretischen Modellen und auf empirischer Evidenz. Letztere ist traditionell das Ergebnis statistischer Auswertungen von aggregierten fiskalpolitischen Daten mittels Regressionen. In der Literatur werden Politikempfehlungen, die auf dieser Art von empirischer Evidenz basieren, allerdings zunehmend kritisiert, siehe z.B. Rodrik (2005) und Hausmann et al. (2008a). Daher ist es wichtig zu evaluieren, ob Perzeptionen von Unternehmen, die beispielsweise im Rahmen von den Weltbank Enterprise Surveys (WBES) erhoben werden, möglicherweise eine zusätzliche Informationsquelle für fiskalpolitische Entscheidungen von Regierungen darstellen. In diesen Befragungen bewerten Eigentümern bzw. Manager verschiedene Faktoren, die möglicherweise die Performance von Unternehmen beeinträchtigen. Da Investitionsentscheidungen von Unternehmen zentral für makroökonomisches Wachstum sind und möglicherweise von den Perzeptionen der Unternehmen beeinflusst werden, sind perzeptions-basierte Indikatoren potentiell eine wichtige Informationsquelle für tatsächliche Wachstumshindernisse. Mehrere Studien haben in jüngster Vergangenheit den Wert von Unternehmensperzeptionen für wirtschaftspolitische Reformen untersucht.
Das Ziel dieser Studie besteht darin zu bewerten, ob und wann subjektive Perzeptionen von Unternehmen helfen können, spezifische wachstumsfördernde fiskalpolitische Reformen zu identifizieren. Mit Hilfe eines oft benutzten theoretischen Modells für die Analyse von Fiskalpolitik und langfristigem Wachstum zeigen wir, dass Unternehmensperzeptionen verzerrt sind. Diese Verzerrungen spielen eine große Rolle bei der Bewertung einiger, aber nicht aller, fiskalpolitischer Reformoptionen. Dies impliziert, dass es wichtig ist, Fälle, in denen Unternehmensperzeptionen eine verlässliche Informationsquelle darstellen, von anderen Fällen zu unterscheiden. Der Kern unseres Arguments besteht darin, dass Unternehmen vor allem die direkten Effekte bewerten, die aus der Beseitigung bestimmter wachstumshemmender Faktoren entstehen, aber gleichzeitig auftretende Externalitäten weitgehend ignorieren. Diese Modellannahme benutzen wir, um Unternehmensperzeptionen von mit Fiskalpolitik in Verbindung stehenden Wachstumshemmnissen modelltheoretisch abzubilden. Wir untersuchen Steuern, öffentliche Dienstleistungen und den öffentlichen Kapitalstock in unserem Modell.
Diese Studie zeigt erstens, dass Unternehmen unabhängig von Modellparametern verzerrende Steuern als das größte Wachstumshindernis sehen. Öffentliche Dienstleistungen werden von Unternehmen meist als größeres Wachstumshindernis gesehen als Wachstumshindernisse, die mit dem öffentlichen Kapitalstock zusammenhängen. Diese Reihenfolge in der Bewertung von Wachstumshindernissen ergibt sich auch, wenn die Höhe von Steuern und Ausgaben optimal, d.h. wachstumsmaximierend, ist. Gleichzeitig zeigen wir jedoch, dass Unternehmen die relative Wichtigkeit von gleichartigen Wachstumshindernissen (z.B. unterschiedliche Arten von öffentlichen Dienstleistungen) korrekt einschätzen können. Schließlich vergleichen wir die WBES-Daten mit den Vorhersagen unseres Modells. Wir zeigen, dass die beobachteten WBES-Rankings mit unserem Modell konsistent sind.
Misch, Florian, Norman Gemmell und Richard Kneller (2013), Using Surveys of Business Perceptions as a Guide to Growth-Enhancing Fiscal Reforms, ZEW Discussion Paper Nr. 13-012, Mannheim.