Volatilitätseffekte am US-amerikanischen Häusermarkt
ZEW Discussion Paper Nr. 09-048 // 2009Bis ins Jahr 2007 hinein erlebte der US-amerikanische Häusermarkt einen der dynamischsten und längsten Preisanstiege in der Geschichte. Diese Entwicklung führte sogar soweit, dass Häuser teilweise bereits vor ihrer Fertigstellung und ihrem Erstbezug mehrmals den Besitzer wechselten. Mögliche Preisrückgänge, insbesondere ein Markteinbruch, wurden für fast ausgeschlossen gehalten. Diese Tendenzen – verbunden mit einer wenig restriktiven Kreditvergabe und günstigen Kreditkonditionen – ermöglichten vielen US-amerikanischen Haushalten den Erwerb eines Eigenheimes und hatten offensichtlich zur Folge, dass sich Investoren nur bedingt mit den Risiken an diesem Markt auseinander gesetzt haben. Auch in der Wissenschaft sind Risikoanalysen und Modellierungen der Volatilität am (US-amerikanischen) Häusermarkt nur vereinzelt vorzufinden. Dies ist umso erstaunlicher, da vergleichbare Analysen für die internationalen Finanzmärkte in einer großen Fülle vorhanden sind und die theoretischen Modellierungsansätze in den letzten Jahren ausgiebig diskutiert wurden. Gerade die letzten zwei Jahre haben jedoch deutlich gemacht, dass auch Anlagen in direkte Immobilien wie z. B. in Einfamilienhäuser mit extremen Risiken behaftet sein können und diese durchaus auch Auswirkungen auf das makroökonomische Umfeld entfalten können.In der vorliegenden Untersuchung werden daher die Volatilitätseffekte zum US-amerikanischen Häusermarkt analysiert. Während die Untersuchungsmethodik in anderen Analysen in ähnlicher Weise erfolgt, liegen die Unterschiede insbesondere im verwendeten Datensatz, der gerade einige zur Modellierung von Volatilitätseffekten verbesserte Eigenschaften aufweist. Zum einen wird auf transaktionsbasierte Monatsdaten zurückgegriffen und zum anderen wird durch den Betrachtungszeitraum von 1991 bis 2009 nicht nur die Phase des langen Preisanstiegs berücksichtigt, sondern auch der durch starke Preisrückgänge geprägte Zeitraum seit 2007. Dabei können für acht von neun Census Divisions sowie für den US-amerikanischen Gesamtmarkt GARCH-Effekte aufgedeckt werden. Des Weiteren gelingt es, durch eine entsprechende Modellierung diese Effekte adäquat abzugreifen. Durch die zentrale Bedeutung des Immobilienmarktes für die gesamte US-amerikanische Wirtschaft besitzen die Ergebnisse ihre Relevanz nicht nur für das Portfolio-Management von Anlegern auf dem US-amerikanischen Markt für Einfamilienhäuser, sondern auch für das Risiko-Management bei Hypothekenfinanzierern, für wirtschaftspolitische Institutionen, für Zentralbanken sowie für Forschungseinrichtungen, die sich mit der (In-) Stabilität der Häusermärkte und ihren makroökonomischen Konsequenzen befassen.
Schindler, Felix (2009), Volatilitätseffekte am US-amerikanischen Häusermarkt, ZEW Discussion Paper Nr. 09-048, Mannheim.