
Dirk Neumann // IZA und Universität zu Köln
Eine der wichtigsten Lehren aus der Staatsschuldenkrise ist, dass die Eurozone (und die EU als Ganzes) institutionelle Reformen benötigt. Viele Beobachter meinen, dass die Währungsunion durch eine Fiskalunion ergänzt werden sollte. In dem Papier, das diesem Vortrag zugrunde liegt, liefern wir die erste quantitative Analyse bedeutender wirtschaftlicher Auswirkungen eines (partiellen) EU-weiten Einkommenssteuersystems. Mit Hilfe des europäischen Steuer-Simulationsmodells EUROMOD bilden wir detaillierte Budgetkurven auf Haushaltsbasis für alle Länder der Eurozone nach und schätzen auf dieser Grundlage den Verlauf eines "durchschnittlichen EU-Steuersystems". Drei Hauptaspekte werden analysiert: Zunächst beurteilen wir die direkten Verteilungswirkungen eines EU-weiten Einkommensteuersystems, welches die nationalen Steuersysteme (teilweise) ersetzt. Durch Anwendung verschiedener Mehrheitsregeln fragen wir insbesondere nach der politischen Unterstützung, die für eine solche Reform in den einzelnen Mitgliedstaaten zu erwarten wäre. Sodann passen wir vor dem Hintergrund möglicher Verhaltensänderungen die Verteilungseffekte einer gemeinschaftlichen Steuereinführung entsprechend an. Als letzten Aspekt erforschen wir das Potential einer EU-Einkommenssteuer, im Falle eines asymmetrischen Schocks als automatischer Stabilisator zu wirken. Wir leiten wichtige wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen unserer Simulationsanalyse für die Reformen in der Eurozone ab und beleuchten eine Reihe bedeutender Fragestellungen: Wie würde eine weitergehende fiskalische Integration auf europäischer Ebene die verschiedenen Haushalte in den Mitgliedsstaaten wirtschaftlich beeinflussen? Wie würde sie bestehende automatische Stabilisierungsmechanismen innerhalb der Eurozone verändern?
Dieser Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Dirk Neumann // IZA und Universität zu Köln