Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen in Europa
Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen in Europa
Die 22,4 Millionen Selbstständigen in der Europäischen Union gelten als Hoffnungsträger für Arbeitsplätze, Wachstum und Innovationen. Mit einer verstärkten Kultur der Selbstständigkeit sollen noch nicht ausgeschöpfte Beschäftigungspotenziale erschlossen werden. In vielen Ländern Europas hat die Selbstständigkeit, ähnlich wie in der Bundesrepublik, in den letzten 10 bis 20 Jahren zugenommen. Die Selbstständigenquote in Europa liegt derzeit bei etwa 15 % und hat sich in den letzten fünf Jahren nur wenig verändert. Dabei gibt es innerhalb Europas erhebliche Unterschiede. Höhere Selbstständigenquoten als Deutschland weisen Belgien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Schweden auf, niedrigere in Europa nur Dänemark. Die Zunahme der Selbstständigkeit ist zum Teil die Folge des tiefgreifenden wirtschaftlichen Strukturwandels von der Industriegesellschaft hin zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, zum Teil die Folge der Deregulierung von Staatsaufgaben und zum Teil auch die Folge der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Eine Ausweitung der Selbstständigenquote, die vielfach von der Politik gefordert wird, kann allerdings für sich genommen nicht als sinnvolles Ziel der Wirtschaftspolitik angesehen werden. Nimmt beispielsweise die Zahl der Arbeitnehmer bei konstanter Zahl der Selbstständigen ab, dann steigt die Quote. In Deutschland ist die Selbstständigenquote zwischen 1993 und 1998 von 10,1 % auf 10,8 % gestiegen. Die Hälfte dieses Anstiegs ist allerdings auf den Rückgang der Zahl der Arbeitnehmer um eine Million zurückzuführen, ein wirtschaftspolitisch kaum wünschenswerter Zustand. Ferner muss beachtet werden, dass der Anteil der Selbstständigen ohne weitere Beschäftigte stark zugenommen hat, in der Bundesrepublik von 45 % im Jahre 1991 auf 50 % im Jahre 1998. Europaweit haben sogar 63 % der Selbstständigen keine weiteren Beschäftigten.