ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer China - Deutsche Manager fühlen sich in China weiterhin willkommen

Forschung

China bleibt für deutsche Unternehmen ein attraktiver Investitionsstandort: Gemäß einer aus aktuellem Anlass gestellten Sonderfrage im Rahmen des ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometers China im vierten Quartal 2014 sehen knapp drei Viertel der befragten Führungskräfte (74 Prozent) für ihr Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr keine Veränderung in der Qualität der Wirtschaftsbeziehungen. Elf Prozent berichten von verbesserten Bedingungen, während 16 Prozent der Entscheider sich im Vergleich zum Vorjahr im Reich der Mitte weniger willkommen fühlen.

Einige Manager sehen wettbewerbsrechtliche Benachteiligung ausländischer Unternehmen

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein: Der Aussage, dass ausländische Unternehmen gezielt wettbewerbsrechtlichen Klagen und Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sind, um heimischen Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, stimmen 18 beziehungsweise 34 Prozent der Teilnehmer zu oder eher zu. Lediglich acht Prozent halten diese Vermutung für eher nicht zutreffend. Zugleich geht kaum einer der Befragten davon aus, dass ausländische Unternehmen stärker gegen Gesetze verstoßen als ihre chinesischen Wettbewerber. Da hierzu jedoch keine Statistik veröffentlicht wird, konnten die Teilnehmer der Befragung nur Vermutungen anstellen. "Das Umfrageergebnis zeigt, dass aus Sicht vieler in China tätiger deutscher Unternehmen eine umfassendere Öffentlichkeitsarbeit von chinesischen Behörden nicht nur in diesem Punkt wünschenswert wäre. Denn so könnte Regierungshandeln auch das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit weiter stärken", merkt dazu Jens-Peter Otto an, Partner und China-Experte bei PwC. "Gleichwohl gehen die chinesischen Behörden durchaus auch gegen heimische Unternehmen vor."

Konjunkturlage leicht positiver bewertet

Im Vergleich zum Vorquartal stufen die Manager die aktuelle Konjunktursituation in China als leicht verbessert ein. Der entsprechende Saldo aus gewichteten positiven und negativen Antworten erhöhte sich auf 16,7 Punkte. Noch vor einem Jahr hatte dieser Wert allerdings noch bei 33,3 Punkten gelegen.

Konjunkturoptimismus nimmt weiter ab

Spiegelbildlich zur Eintrübung der aktuellen Lage in den zurückliegenden Monaten fallen auch die Konjunkturerwartungen für die kommenden zwölf Monate immer verhaltener aus. Während die Führungskräfte die Wahrscheinlichkeit einer spürbaren konjunkturellen Besserung auf Sicht von 12 Monaten im vierten Quartal 2013 noch auf rund 50 Prozent schätzten, ist dieser Wert inzwischen auf etwa 20 Prozent gefallen. Dagegen hat sich aus Sicht der Befragten die Wahrscheinlichkeit einer spürbaren konjunkturellen Verschlechterung mit einem Anstieg von 11 auf 26 Prozent mehr als verdoppelt. "Die Konjunkturdynamik in China ist hinter den im Vorjahr formulierten Erwartungen unserer Experten zurückgeblieben. Dies begründet sicherlich auch die vorsichtigeren Aussagen zu den Aussichten für das kommende Jahr", kommentiert Dr. Oliver Lerbs, ZEW-Ökonom im Forschungsbereich Internationale Finanzmärkte. Ins Bild fügt sich, dass die Mehrzahl der Führungskräfte für die nächsten Monate zurückgehende ausländische Direktinvestitionen in China erwartet.

Handelsaussichten deutscher Unternehmen in China noch nicht beeinträchtigt

Trotz schwächerer Konjunkturerwartungen geht die Mehrzahl der Führungskräfte von weiter zunehmenden Handelsbeziehungen deutscher Unternehmen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aus. Allerdings trübt sich auch hier das Stimmungsbild tendenziell ein: Lag die Differenz aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen diesbezüglich vor einem Jahr noch bei knapp 60 Punkten, so ist der entsprechende Saldo von 35,9 Punkten im dritten Quartal mittlerweile auf 29,2 Punkte im vierten Quartal 2014 gesunken.

Branchen-Investitionstrends bleiben stabil

Bezüglich der erwarteten Entwicklung der Investitionstätigkeiten in Schlüsselbranchen zeigt sich im Vergleich zum Vorquartal ein kaum verändertes Stimmungsbild. Während die Bruttoinvestitionen von Unternehmen der Baubranche und Stahl-/Metallindustrie weiter rückläufig sein werden, erwartet die Mehrheit der Manager in sieben Wirtschaftszweigen starke oder sogar sehr starke Zunahmen der Investitionstätigkeit. Spitzenreiter ist dabei zum dritten Mal in fünf Quartalen der Sektor Informationstechnologie.

Die Umfrage für ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer China im 4. Quartal 2014 wurde durchgeführt vom 10.10.2014 bis zum 31.10.2014. Es beteiligten sich 39 Führungskräfte deutscher Unternehmen in China.

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