Innovation und Beschäftigung in Europäischen Unternehmen
Innovation und Beschäftigung in Europäischen Unternehmen
Beschäftigungseffekte von Innovationsaktivitäten sind seit langem Gegenstand der theoretischen und empirischen industrieökonomischen Forschung sowie lebhafter öffentlicher Debatten. Innovationen werden derzeit seitens der Politik als eines der zentralen Instrumente gesehen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken und damit bestehende Arbeitsplätze zu sichern und/oder neue zu schaffen. Dieses Forschungsprojekt untersucht die Beziehung zwischen Innovationen und Beschäftigung auf der Unternehmensebene. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist eine europäisch vergleichende Analyse in den an dem EU-Projekt beteiligten Ländern (Frankreich, Großbritannien, Spanien und Deutschland). Grundlage der ökonometrischen Untersuchungen bilden dabei in allen Ländern die Daten der europaweit-harmonisierten dritten Innovationserhebungen in den europäischen Gemeinschaften (Community Innovation Surveys 3, CIS 3). Um bestimmte in diesem Zusammenhang wichtige Wirkungsmechanismen besser verstehen zu können, werden neben dem Einfluss der Innovationen auf die Beschäftigung auch die Produktivitätswirkungen von Innovationen und das Kooperationsverhalten untersucht.
Im Rahmen des ersten Teilprojekts wurde zunächst die Wirkungskette Innovationsinput - Innovationsoutput - Produktivität mit dem Ziel untersucht, Produktivitätseffekte von Innovationsaktivitäten im Allgemeinen und Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Besonderen zu quantifizieren. Dabei kommt eine neue output-orientierte Sichtweise der Innovationswirkungen zum Tragen, im Rahmen derer ein Zusammenhang zwischen Innovationsinput und Innovationsoutput explizit modelliert wird und die Produktivitätseffekte mit Hilfe eines selektionskorrigierten Mehrgleichungssystems ökonometrisch untersucht werden (Modell von Crèpon, Duguet, Mairesse 1998). Die ökonometrischen Analysen bestätigen signifikante Produktivitätseffekte von Innovationen für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland. Vergleichende Analysen für Deutschland und Schweden haben zudem gezeigt, dass sich ein gemeinsames Erklärungsmuster auch im Ländervergleich erkennen lässt. Derzeit wird dieses Modell mit einer gemeinsamen Spezifikation in allen beteiligten Ländern geschätzt, um europäisch vergleichende Ergebnisse abzuleiten.
Ausgangspunkt für die empirische Analyse der mit Innovationen verbundenen Beschäftigungseffekte stellt ein im Rahmen des Projekts entwickeltes Modell dar (siehe Harrison et al. 2004). Der Vorteil des hier gewählten Ansatzes besteht darin, dass er unter gezielter Ausnutzung spezifischer Informationen der Innovationserhebungen einen theoretischen Zusammenhang zwischen dem Beschäftigungswachstum und dem Innovationsergebnis formuliert. Das Innovationsergebnis wird dabei zum einen als Umsatzwachstum, das durch Produktneuheiten generiert wird, gemessen und zum anderen durch Effizienzgewinne, die infolge von Prozessinnovationen realisiert werden. Das Modell erlaubt es somit, die Effekte auf die Arbeitsnachfrage in einen prozess- und einen produktinnovationsinduzierten Effekt aufzuspalten und zu identifizieren und theoretischen Überlegungen Rechnung zu tragen, wonach Produkt- und Prozessinnovationen über unterschiedliche Mechanismen auf die Arbeitsnachfrage wirken. Manche Wirkungsmechanismen führen dabei zu einer Reduktion der Arbeitsnachfrage (Substitutionseffekte), während andere Kanäle die Schaffung neuer Beschäftigung implizieren (Kompensationseffekte). Auf Basis des Modells konnte gezeigt werden, dass in dem untersuchten Zeitraum erfolgreiche Produktinnovationen in allen beteiligten Ländern sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor mit positiven Beschäftigungseffekten verbunden waren. Darüber hinaus weisen Ergebnisse für deutsche Unternehmen darauf hin, dass die Beschäftigungswirkungen nicht von dem Neuigkeitsgrad der Produktinnovation abhängen. Hinsichtlich der Wirkungen von Prozessinnovationen ergeben sich stärkere Unterschiede zwischen den Ländern; so überwiegen im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland und Großbritannien Substitutionseffekte, während in Spanien Kompensationseffekte dominieren.
In einem weiteren Teilprojekt wird die Bedeutung von ein- und ausgehenden Wissens-Spillovern auf das Kooperationsverhalten der Unternehmen untersucht. Die europäisch vergleichende Analyse auf Basis des Modells von Cassiman und Veugelers (2002) zeigt, dass die Bereitschaft der Unternehmen zu kooperieren einerseits mit der Bedeutung von eingehenden Wissensspillovern und andererseits mit der Möglichkeit, seine eigenen Forschungsergebnisse mit Hilfe strategischer Maßnahmen zu schützen, zunimmt.
Ausführliche Informationen über das Projekt, Kooperationspartner sowie bisherige Ergebnisse in Form von Zwischenberichten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen finden Sie auf den offiziellen Internetseiten des Projekts (IEEF).