Dienstleister der Informationsgesellschaft - Konjunkturelle Stabilisierung auf hohem Niveau führt erstmals zu positiven Beschäftigungseffekten
ForschungDie Dienstleister der Informationsgesellschaft haben das Jahr 2005 mit einer günstigen Geschäftsentwicklung abgeschlossen. Erstmals sind auch positive Effekte für den Arbeitsmarkt zu beobachten.
Beide Teilindikatoren des ZEW-IDI, die Beurteilung der Geschäftslage und die Beurteilung der Geschäftserwartungen, haben im vierten Quartal 2005 einen Wert von jeweils 70,7 Punkten erreicht. Somit liegt auch der ZEW-IDI, als arithmetisches Mittel dieser Werte, bei 70,7 Punkten. Der Stimmungsindikator für den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft verfehlt somit den historischen Höchststand des Vorquartals nur um 1,3 Punkte. Erstmals seit der Berechnung des ZEW-IDI hat der Teilindikator für die Geschäftserwartungen keinen höheren Wert als der Indikator, der die Bewertung der aktuellen Lage wiedergibt. Aufgrund des hohen Niveaus auf dem sich die beiden Teilindikatoren befinden, ist dies jedoch nicht als Anzeichen einer weniger dynamischen Geschäftsentwicklung im Jahr 2006 zu werten. Vielmehr deutet das hohe Niveau der Teilindikatoren auf eine Stabilisierung der positiven Konjunktur im Wirtschaftszweig hin.
Die seit einem Jahr anhaltende konjunkturelle Belebung im Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hatte im vierten Quartal 2005 erstmals auch positive Effekte für den Arbeitsmarkt. Im Branchendurchschnitt haben im Schlussquartal 2005 mehr Unternehmen Personal eingestellt als die Zahl ihrer Beschäftigten verringert. Dieser Saldo ist zum ersten Mal seit der Fokussierung der Umfrage auf den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft im Frühjahr 2002 positiv.
Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im November und Dezember 2005 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).
Zu der Belebung am Arbeitsmarkt haben vor allem die Branchen Telekommunikationsdienstleistungen, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie Unternehmensberatung beigetragen. Im IKT-Handel und bei den Architekten halten sich die Unternehmen, die neue Mitarbeiter eingestellt haben, und solche, die Personal entlassen haben, in etwa die Waage. In den übrigen Branchen des Wirtschaftszweigs ist dieser Saldo weiterhin negativ. Für das erste Quartal 2006 sind die Personalerwartungen der Unternehmen im IKT-Handel wesentlich optimistischer. Die Mehrheit der Architekten erwartet hingegen, dass die Anzahl ihrer Mitarbeiter im ersten Quartal 2006 sinken wird.
Die konjunkturelle Entwicklung in den Branchen Telekommunikationsdienstleistungen sowie Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung war auch im vierten Quartal 2005 dynamischer als in den übrigen Branchen des Wirtschaftszweigs. Jeweils mehr als zwei Drittel der Unternehmen in diesen beiden Branchen melden eine im Vergleich zum dritten Quartal 2005 gestiegene Nachfrage. Sie weisen auch den höchsten Anteil an Unternehmen auf, die im vierten Quartal 2005 ihren Umsatz steigern konnten.
Durch die Belebung am Bau, die auch durch die Abschaffung der Eigenheimzulage zum 01.01.2006 gefördert wurde, haben die Architekten im vierten Quartal 2005, wie bereits im vorangegangenen Quartal, eine positive Geschäftsentwicklung erlebt. Der Saldo aus positiven und negativen Nachfragemeldungen ist um etwa 15 Punkte gestiegen. Knapp die Hälfte der Architekten erzielte im vierten Quartal einen höheren Umsatz als im Vorquartal. Allerdings erwarten die Architekten, dass die Nachfrage nach ihren Leistungen im ersten Quartal 2006 stark sinken wird.
Im IKT-Handel erreichte der Saldo aus positiver und negativer Umsatzentwicklung im vierten Quartal 2005 erstmals wieder das Niveau des zweiten Quartals 2004. Die Unternehmen dieser Branche geben sich auch sehr optimistisch, was die Entwicklung von Umsatz, Ertrag und Nachfrage im ersten Quartal 2006 betrifft. Im vierten Quartal 2005 waren die Preise im IKT-Handel stabil. Für das erste Quartal 2006 rechnen mehr Unternehmen dieser Branche mit steigenden als mit fallenden Preisen.
Zusatzinformation zum ZEW-IDI
Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.
Anmerkung zur Hochrechnung
Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".
Ansprechpartner
Dr. Margit Vanberg, E-Mail: vanberg@zew.de