KfW/ZEW-Gründungspanel
KfW/ZEW-Gründungspanel
In Deutschland existiert bislang noch kein Datensatz, der Gründungen nicht nur auf Jahresbasis sondern kontinuierlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg beobachtet. Das ZEW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Verband der Vereine Creditreform kooperieren deshalb bei Aufbau eines Gründungspanels für Deutschland. Die Gesamtlaufzeit des KfW/ZEW-Gründungspanels ist auf sechs Jahre angelegt. Ziel ist es, einen Datensatz mit Angaben zu jungen Unternehmen zu generieren, der die Anwendung panelökonometrischer Methoden zur adäquaten Modellierung der individuellen Heterogenität von Unternehmen erlaubt. Die Querschnittsdimension betreffend werden einmal jährlich etwa 6.000 junge Unternehmen aus allen Branchen telefonisch befragt („computer-aided telephone interviews“, CATI).Mit dem KfW/ZEW-Gründungspanel werden erstmalig fundierte Analysen der zeitlichen Entwicklung von neu gegründeten Unternehmen und ihrer Überlebens- sowie Ausfallwahrscheinlichkeit möglich. Daneben besitzt das Gründungspanel aufgrund der hohen Zahl der im Durchschnitt pro Befragungswelle enthaltenen Unternehmen auch ein großes Potenzial für Querschnittsanalysen. Das hohe Analysepotenzial gründet auch darauf, dass die Hälfte der im Rahmen des KfW/ZEW-Gründungspanels befragten Unternehmen den technologie- und wissensintensiven Branchen des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors angehört. Dies erlaubt differenzierte Untersuchungen dieser für die Dynamik und internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften besonders wichtigen Gründungen. Das KfW/ZEW-Gründungspanel setzt auf diese Weise die Arbeiten des ZEW Hightech-Gründungspanels fort.Die Erhebungen zum KfW/ZEW-Gründungspanel sollen als so genannte „Bus“-Erhebungen konzipiert werden. Dies bedeutet, dass neben einem jährlichen gleich bleibenden Datenkranz verschiedene Schwerpunktthemen in den Fragenkatalog aufgenommen werden. Folgende Fragestellungen sollen auf Grundlage des KfW/ZEW-Gründungspanels untersucht werden:
- Überleben, Wachstum und Erfolg von Gründungen: Wie viel Prozent der Gründungen „überleben“ mittelfristig (die ersten 6 Jahre nach Gründung)? Wie entwickeln sich Gründungen in Termini von Beschäftigtenzahl, Umsatz und Gewinn? Von welchen Bestimmungsfaktoren (z.B. Finanzierungsstruktur, Innovationstätigkeit, Gründungsgröße, Branche, Eigenschaften des Gründers, Strategie des Unternehmens) hängen diese Entwicklungen ab?
- Finanzierung / Investitionen: Wie verteilt sich der Finanzierungsbedarf von Gründungen und jungen Unternehmen über die ersten Jahre nach der Gründung? Zu welchen Zeitpunkten werden typischerweise Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen vorgenommen? Gibt es Veränderungen in den typischen Finanzierungsstrukturen junger Unternehmen im Zeitablauf (z.B. Seed-Finanzierung über Business Angels, Expansionsfinanzierung über Venture Capital?
- Beratung: Welche Informationen werden von den Gründern und jungen Unternehmen in den ersten Jahren benötigt? Welche Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sind in der Abhängigkeit von der Entwicklungsphase sinnvoll?
- Innovationsverhalten: Wie gelingt es Gründern und jungen Unternehmen, sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil zu sichern (z.B. durch Produkt- und Prozessinnovationen, Vermarktungs-, Finanzierungs- und Organisationsinnovationen)? Aus welchen Quellen stammt das Wissen zur Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen oder zur Entwicklung von Marktneuheiten? Wie ist die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen bei der Generierung neuen Wissens?
- Arbeitsnachfrage: Wie decken junge (technologieorientierte) Unternehmen mittel- bis langfristig ihren Bedarf an Hochqualifizierten? Inwieweit gelingt es ihnen, im Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen? Bilden sie selber aus und sichern so die Qualifikation ihrer Beschäftigten?
- Markteintritts- und Unternehmensstrategien: Welche Strategien werden von Gründern gewählt und wie unterscheiden sie sich hinsichtlich Branche und wirtschaftlicher Situation des Unternehmens? Gibt es Best-Practise-Strategien? Sind anpassungsfähige Unternehmen – also solche mit wechselnden Strategien – erfolgreicher?
Von April bis Juli 2010 wurde die dritte Befragung des KfW/ZEW-Gründungspanels durchgeführt. Schwerpunkt der dritten Erhebung waren Spinoff-Gründungen aus privaten Unternehmen („Corporate Spinoffs“). Dabei wurde die Frage untersucht, welche Bedeutung Geschäftsideen, die von Gründern während ihrer Tätigkeit in anderen privaten Unternehmen entwickelt wurden, für das Gründungsgeschehen haben.